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Hipster der Roaring

Twenties:

der Dandy Look

Nachdem die Schrecken des Ersten Weltkrieges überwunden waren, machte nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Modeindustrie eine umfassende Transformation mit.

Die bis dahin gängigen Geschlechterrollen und Geschlechterbilder wurden aufgehoben und ein neues Selbstbewusstsein machte sich nicht nur in der Damengarderobe in Form des Phänotyps der „Neuen Frau“, sondern auch in der Herrenmode bemerkbar.  Besonders Amerika und England übten dabei einen großen Einfluss auf die Modewelt in den goldenen 20er Jahren aus.

 

Sah man 1919 noch Männer im Gehrock und mit Zylinder in alltäglichen Situationen, so bemerkte man Anfang der 20er eine Veränderung hin zum sportlich legeren. Die vormals steife Garderobe wurde zunehmend verdrängt oder geschickt kombiniert. 

 

Der sportliche Mann trug in seiner Freizeit Clubjacken aus dem Tennis- oder Golfclub und Knickerbocker mit Schirmmütze oder Filzhut. Neben den Sportsakkos waren ebenfalls auffällige Kniestrümpfe sowie Norweger Pullover beliebt, die schnell ihren Weg in die Alltagstauglichkeit fanden. Ebenso galt der Trenchcoat als herrliche Ergänzung des alltäglichen Outfits.

Der elegante Mann griff zum sogenannten “Stresemann”. Der Tagesanzug, bestehend aus einer schwarz-grau gestreiften Hose, einem einreihigen schwarzen Jacket, einer hellen Weste und einem weißen Hemd mit Manschettenknöpfen und Krawatte, wurde vornehmlich zu offiziellen Anlässen getragen und ersetzte den formellen Gehrock. Als modisches Vorbild gilt der deutsche Reichskanzler Gustav Stresemann, der es leid war seinen Anzug zwischen Büro und öffentlichem Auftritt zu wechseln und mit dem “Stresemann” einen guten Mittelweg fand. 

Die Abendgarderobe veränderte sich indes kaum und ist auch heutzutage bei förmlichen oder festlichen Veranstaltungen noch dieselbe: der klassische Anzug. Der Anzug änderte sich lediglich in seiner Form. Von einem Anfang des Jahrhunderts recht breitem Sakko mit gepolsterten Schulter und einer verstärkten Brust, welche der Silhouette des Mannes ein muskulöses Aussehen verleihen sollte, entwickelte er sich hin zu einer weniger gepolsterten, leicht taillierten Form - ähnlich des legeren Sportsakkos.

 

Zu besonders festlichen Soiréen wurde hingegen auch weiterhin zum Smoking mit Samthandschuhen und Hut sowie Mantel und Gehstock gegriffen. Für ältere Herren blieb auch der Frack mit wei-tem, gerade geschnittenem Bein und mit schwarzen, glänzenden Schuhen überdies unerlässlich.

 

Auch die Accessoires machten eine  Transformation mit. Hosenträger wurden insbesondere in der Arbeiterschicht  durch Gürtel, ebenso wie Taschenuhren durch die Armbanduhr ergänzt. Siegelringe oder gar ein Monokel setzten Statements und verliehen dem Erscheinungsbild das gewisse Etwas. Ebenso prägend für die Zeit war der lückenlose Gebrauch von Hüten. Man feierte am 15. Mai den Straw Hat Day, der die Strohhutsaison einläutetete, und am 15. September den Felt Hat Day. Ein weiterhin beliebtes Accessoire blieb ebenso die Krawatte. Denn obwohl es schon länger die von den Schleifen entwickelte Krawatte gab, bekam der auch heute noch bekannte Krawattenknoten erst in den 20er Jahren seine endgültige Form.

Die Veränderungen und Trends wurden vor allem von filmischen Vorbildern vorgegeben. Der moderne Mann wollte aussehen wie Richard Tauber oder Clark Gable: adrett, sportlich, rasiert und mit streng nach hinten gekämmten Haar - bevorzugt mit Seitenscheitel.

Ebenso wurde der besonderen Lifestyle, der sich den perfekten Manieren, einer erlesenen Eleganz, dem passioniertem Müßiggang und der Leidenschaft für Spielereien verschrieben hat, sehr hoch gehalten und nachzuahmen versucht. Die Männer entwickelten sich durch und durch zu Gesellschaftsmenschen. Sie hatten eine Leidenschaft für Überspitzung, eine Obsession fürs Detail und eine Sehnsucht nach Kultiviertheit. Durch diese Geisteshaltung entwickelte sich - auch als Protest gegen die Beschleunigung in der Arbeitswelt - das Dandytum. Fortan sah man Männer mit einem Faible für Mode, welche ebenso wie die Frauen die Geschlechterbilder erfolgreich ablegten. Schöngeister, Narzissten, Detailverliebte flanierten mit ihren polierten Lackschuhen, metallisch glänzenden Knöpfen und Nähten aus farbigem Garn durch die Straße.

 

Diese elegante und gleichzeitig geleckt schelmische und dandyhafte Erscheinung des Mannes der goldenen 20er Jahre inspiriert bis heute die Modewelt. Der Designer Bent Angelo Jensen, der das Modelabel Herr von Eden gegründet hat, bedient sich gerne an dem Image und inszeniert mit seinen klassischen Schnitten und zeitlosen Anzügen das Bild eines Dandy mit reichlich Eleganz und Glamour im 20er Jahre Stil - eine Mischung aus Nostalgie und Avantgarde. In seinem Geschäft in Berlin Mitte geht das trendbewusste Publikum, das immer auf der Suche nach etwas Neuem und Gewagtem ist, ein und aus. Sein Hamburger Store ist eine Mix aus Kunstgalerie und Wohnzimmer seine Kundschaft ein Konglomerat aus hip und vornehm. Sein Kölner Laden lässt die Kundschaft immer wieder neue Seiten an klassischen Schnitten entdecken - ein Erfolgskonzept auf ganzer Linie. 

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