Die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts - auch als Roaring Twenties bekannt - waren eine äußerst aufregende Zeit.
Wenn ich heute daran zurückdenke, geht mir automatisch der Katy Perry Song “Hear me roar” durch den Kopf. “I got the eye of the tiger, a fighter. Dancing through the fire. 'Cause I am a champion, and you're gonna hear me roar.” Und genau diese Champions - welche insbesondere die Ladies ware - haben die Zeit so aufregend gemacht. Die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg war überwunden und der Aufschwung sorgte für Arbeitsplätze und Sorglosigkeit. Durch die moderne Produktion wurden viele Güter erschwinglich und ein zunehmender Wohlstand war spürbar. Neben dem Wirtschaftsboom fand aber auch ein Wandel innerhalb der Gesellschaft statt. Die Menschen suchten - nachdem alles Leid durchlitten war - nach Zerstreuung, sie wurden selbstbewusster und freizügiger und die Vergnügungsindustrie mit ihren Kinos, Theatern und Konzerten erblühte. Daneben diente auch das Radio und die Schallplatte dem modernen Zeitvertreib und dem schnelleren Informationsaustausch.
Eine ebenso große Neuerung war ebenfalls das Bild der modernen Frau. Aufgrund zahlreicher Verluste im Krieg war die Frau in immer mehr Berufen anzutreffen und die Anfänge der Gleichberechtigungsbestrebung nahmen ihren Gang. Frauen traf man nicht mehr nur aufgebrezelt - mit dem gemixten Martini in der Hand auf den Mann wartend - im Haushalt an, sondern sah sie immer öfter in der Dienstleistungs- und Unternehmenswelt. Dies schuf ein neues Selbstbewusstsein, denn Selbst war die Frau ;)
Die wenigen, die keinen Anteil am Massenwohlstand hatten, wurden die neuen Sorgenkinder, welche durch Neid, Rassismus und Aggressionen auffielen. Sie ertränkten ihre Sorgen im Alkohol und waren maßgeblich für die nachfolgende Prohibition mitsamt der Schwarzbrennerei, dem Schmuggel und letztlich der Bandenkriminalität verantwortlich.
Hach... Die Prohibition... Denkt man sich nun. Diese Zeit wird heutzutage von vielen mit einem sehnsuchtsvollen Blick bedacht. Jedoch war dies natürlich nicht gerade die Sternstunde der unabhängigen und selbstbestimmten Zivilisation. Jedoch kann man nicht außer Acht lassen, dass die Prohibition die Roaring Twenties ungemein prägte und ihr ihren einzigartigen Charme verlieh. Denn die besten Parties sind die verbotenen Parties, zu denen man sich an verschlossenen Türen hinunter in frivole Kellerräume schleichen muss. Illegaler Alkohol und berauschender Swing on top. Man denke da nur an den legendären Filmklassiker von Truman Capote “Frühstück bei Tiffany” mit der zauberhaften Audrey Hepburn in der Hauptrolle.
Nun, zunächst muss man bedenken, dass 100 Jahre dazwischen liegen. In der Wissenschaft, der Philosophie, dem Recht und der Kultur hat sich einiges verändert. Neue Technologie, neue Gesetze, neue Medien und die fortgeschrittene Informationstechnologie tragen ihr weiteres zu einem unvergleichbaren Jahrzehnt bei. Und doch…
Doch gibt es Parallelen zu den anstehenden 2020ern?
Musik: Jazz / Electro Swing
Der Swing, die populärste Stilrichtung des Jazz verwandelt sich in den 2020ern in elektronischen Jazz bzw. Electro Swing. Und es ist genau das, wonach es klingt: ein Mix aus ausgewählten Jazz / Swing Samlpes, fetten Subbässen und elektronischen Beats.
Dabei ist die elektronische Version ebenso eingängig und ebenso inspirierend und verführt zum Tanzen, wie ihr vintage Vorbild. Die Musik ist wie ein Hauch frischer Luft in einer Zeit, in der man von inflationär häufig gespielten Standard Pop Songs aus dem Radio beschallt wird.
Mode: Dandy / Hipster
Die Kleidung in den 1920er Jahren war edel und elegant. Dabei ist Eleganz wirklich das treffendste Wort, um die Mode und den Stil von damals zu beschreiben.
Der Film von Baz Luhrmanns "The Great Gatsby" greift die damalige Mode auf und verleiht ihr dadurch eine neue Präsenz. Ob Tweedjacken und -westen, Anzüge, Hosenträger und Kragen, Flapper-Kleider, Pailletten-Kleider, Blusen oder Cloche-Hüte, die Möglichkeiten waren immer elegant und nobel und werden nun häufiger in Secondhand-Boutiquen geshoppt. Und zwar nicht nur für Mottoparties, sondern umso häufiger für das stilsichere Auftreten und den modernen Dandy-Look des alternativen Großstadtbewohners. An dieser Stelle wäre auch erneut unser großes Idol, der exzentrische und geniale Bent Angelo Jensen zu nennen, der das fabulöse Modelabel “Herr von Eden” gegründet hat.
Alkohol / Drogen
Im Jahr 1919 wurde der 18. Zusatzartikel verabschiedet, der 13 Jahre lang für ein landesweites Verbot von Herstellung, Transport und Verkauf von Alkohol sorgte. Das sogenannte “Noble-Experiment” (ehrenhaftes Experiment) dauerte von 1920 bis 1933 und regte immer mehr Menschen zum illegalen Konsum von Alkohol in diversen “Speakeasies” (Flüsterkneipen) an.
Aufgrund der Knappheit war die Qualität des Alkohols entsprechend schlecht und neue gesüßte Cocktails sollten den starken Geschmack der hochprozentigen verdünnen und verbessern. Ein paar Cocktails aus dieser Zeit - wie der French 75 (Al Capones Lieblingsgetränk) oder der Sidecar - haben sogar überlebt und werden noch heute in diversen Szenekneipen kredenzt.
Und auch heute gibt es noch immer Einschränkungen von seiten der Politik. Alkohol ist zwar erlaubt, jedoch sind andere “Betäubungsmittel” - obwohl mittlerweile auch die positiven Wirkungsweisen von unabhängigen Instituten hervorgehoben werden - noch immer vorboten. Bestes Beispiel: Marihuana. Zwar wird eine Aufhebung von beispielsweise dem Marihuana-Verbot rege und sehr aktuell diskutiert, jedoch wird sich diese Diskussion sicherlich noch Jahrzehnte hinziehen.
Und natürlich, wir wissen alle, dass Alkohol extrem ungesund ist; Und es ist fakt, dass in den 13 Jahren der Prohibition die Anzahl der Todesfälle durch beispielsweise Leberzirrhose erheblich sank. Jedoch stieg die Kriminalität und die dadurch bedingten Todesfälle dafür ungemein an.
Flapper Girls / #metoo
Die Generation der sogenannten Flapper-Girls - junge, westliche Frauen, die kurze Röcke und eine jungenhafte Frisur, einen Bob, trugen - war wegweisend für die Emanzipation der Frau. Die Flapper trugen übermäßig viel Make-up, hörten Jazz, tranken und rauchten, fuhren Autos, spielten mit ihren Reizen und hatten gegen zahlreiche anderweitige soziale und sexuelle Normen verstoßen. Sie suchten und erfanden für sich eine eigene neue Rolle im Alltag und erkämpften sich mit perfekt manikürten Krallen einen Platz in der von Männern dominierten Arbeitswelt. Durch das neu gefundene Selbstvertrauen und den persönlichen Ausdruck in Form von Kleidung zählen Flapper zu Ikonen der Goldenen Zwanziger.
Auch heute kämpfen Frauen immer öfter und aggressiver um ihre eigene persönliche Anerkennung in der noch immer von Männern dominierten Arbeitswelt. Begriffe wie #metoo, Frauenquote, gender pay gap uvm. sind hochaktuell und zeigen, dass Frauen noch immer für sich und ihre Gleichberechtigung einstehen müssen.
Interessant ist die Frage, ob in 100 Jahren die Frauen endlich die wohlverdiente Oberhand haben werden :-)