... hat nicht viel gemein mit dem Tanztempel aus der Serie "Babylon Berlin".
In der Serie "Babylon Berlin" haben berüchtigte Kriminelle, hochrangige Politiker, leichte Mädchen, schwerreiche Unternehmer und durchtriebene Polizeibeamte eines gemeinsam: Sie alle kommen im Moka Efti, dem Varieté mit angeschlossenem Bordell, zusammen.
Das Moka Efti der Serie erinnert mit seinen unterirdischen Sex-Séparées stark an das Berghain mit seinen Darkrooms. Beide Locations sind Tempel des Vergnügens und der Laster und zudem Schauplätze, in denen sich queeres Leben tummelt.
Auch die Kölner Cats haben schon im Berghain vorbeigeschaut und wollten sich von dessen Ruf überzeugen. Obwohl die Cool Cats in das Moka Efti der 20er Jahre besser gepasst hätten, war es eine aufregende Nacht.
Das Moka Efti gab es im Berlin der 1920er Jahre tatsächlich. Der griechische Kaufmann Giovanni Eftimiadis, genannt Efti, eröffnete 1929 sein Kaffeehaus das “Moka Efti” in einem alten Palais in bester Lage an der Ecke Leipziger Straße/Friedrichstraße. Über zwei Stockwerke erschaffte er in seinem modernen und großzügigen Kaffeehaus ein Stück Orient und kreierte für diejenigen einen Treff, die in einer Illusion von Tausendundeiner Nacht schwelgen wollten. Jedoch war das historische Moka Efti mehr Café und Restaurant denn Großraumdisco oder gar Bordell.
Mit dem Schmelztiegel der Dekadenz und diverser Ausschweifungen, welcher in der Serie skizziert wurde, hatte das Kaffeehaus wenig gemein. Ebenfalls ist die Durchtriebenheit des Eftimiades, der in der Serie als Unterweltboss präsentiert wird, strittig. Einzig seine Geschäftstüchtigkeit ist authentisch, denn Eftimiades ließ in seinem Moka Efti eine der ersten Rolltreppen Berlins bauen, welche den Zugang zur Beletage ermöglichte. Ende der 20er Jahre war dies eine Attraktion und lockte somit zahlreiche Besucher an. Eine äußerst authentische orientalische Raumausstattung mit maurischen Bögen und Wandgemälden, die Einrichtung mit wuchtigen Sesseln und die im Stil aus Tausendundeiner Nacht bemalten Decken versetzten die Berliner zudem ebenfalls in Staunen und ermöglichten die Entwicklung zum Hotspot Berlins. Zahlreiche weitere Extravaganzen und das damals außergewöhnliche Konzept mehrere Betriebe und Dienstleistungen - Fischrestaurant, Café, Friseursalon, Postamt, Stenographie-Service - unter einem Dach zu betreiben, ermöglichte an einzelnen Tagen immerhin den Verkauf von über 25.000 Tassen Kaffee.
Zum angesagten Tanzhaus wurde das Moka Efti sodann in den 1930er Jahren, was insbesondere dem Orchester unter der Leitung von James Kok zu verdanken war. Jenes spielte in dem unter dem Tanzhaus liegenden Konzertsaal immer häufiger rasanten Swing und um die Musik in den oberen Räumlichkeiten besser hören zu können wurde von Efti ein Durchbruch durch die Decke zum Tanzhaus gebrochen.
Mit dem in der Serie Babylon Berlin beschriebenen Moka Efti, hat der echte Laden trotz allem nicht viel gemein und es gab definitiv keine Räumlichkeiten für Sex; sündig war Berlin trotzdem.
Ein Auftritt in einem solchen leider nicht mehr existenten Etablissement wäre ein Highlight für die Cool Cats, jedoch können sich unsere modernen Locations - wie die Villa Mühlenbach beispielsweise - auch allemal sehen lassen. Ein schwelgen in Erinnerungen und ein würdiges Gedenken soll man trotzdem rege betreiben, so ist zumindest unsere Meinung.
Das Vergnügen währte jedoch nicht lange, denn die Weltwirtschaftskrise brachte die endgültige Pleite. Nach einem Besitzerwechsel und dem Versuch von Eftimiades ein “Moka Efti Tiergarten” zu etablieren, schränkten die nationalsozialistischen Machthaber das Tanzvergnügen letztlich ein und die Weltkriegsbomben verwandelten das, was noch übrig war, zu Asche und zu Staub.
Zu Asche zu Staub ist übrigens eins der Lieblingslieder der Leaderin Lou Goldstein von den Cool Cats. Also lest auch gerne unseren Artikel darüber.